Medizinisches Qi Gong: Den Fluss fliessen lassen
Es gibt viele verschiedene Arten des Qi Gong. Alle verfolgen das Ziel, die Lebensenergie beziehungsweise das Qi eines Menschen zu pflegen. Beim Medizinischen Qi Gong löst ein Therapeut mit sanften Techniken energetische Blockaden auf und erarbeitet zusätzlich mit dem Patienten unterstützende Bewegungsmuster für den Alltag. Basierend auf einer klaren Diagnostik und gutem anatomischem Wissen können Verklebungen und Stauungen gelöst werden. Die Energie kann so auf körperlicher wie auch auf geistiger Ebene wieder durchfliessen.
Qi Gong basiert auf der daoistischen Lehre. Diese beschäftigt sich unter anderem mit der vielfältigen Ausgestaltung und Materialisierung von Energie in unserer Welt sowie der Wechselwirkung dieser Energieformen. «Mit einem guten Grundverständnis für dieses Wechselspiel beziehungsweise für Ungleichgewichte darin, wie etwa zu viel oder zu wenig Spannung im Körper, können wir mit dem Medizinischen Qi Gong den Patienten unterstützen und auf sanfte Weise ‘entwirren‘. So bringen wir den Energiefluss wieder in Balance und können die Beschwerden des Patienten lindern», erklärt Jan Zwarthoed, Dozent und Schulinhaber der Biomedica Zürich.
Eine wichtige Basis für die Beurteilung dieser Ungleichgewichte stellen die diagnostischen Leitkriterien der Traditionellen Chinesischen Medizin dar. Das Qi Gong ist einer der fünf Grundpfeiler der TCM-Lehre. Das «Qi» steht für «Energie» und das «Gong» für «Üben». Über einen langen Zeitraum haben sich unterschiedliche Übungen und Techniken weiterentwickelt. Ob durch bestimmte, selbst durchgeführte Bewegungsabläufe oder durch die Arbeit eines Therapeuten, stets wird angestrebt, das Qi in einen freien Fluss und Ausgleich zu bringen.
Den Körper führen lassen
«Beim Medizinischen Qi Gong ist neben einer guten TCM-Diagnostik wichtig, mittels Ertastens die energetische Dysbalance wahrzunehmen. Darum ist ein grosser Teil unserer Medizinischen-QiGong-Ausbildung auch Wahrnehmungsschulung und Tasttraining», so Jan Zwarthoed. Dies ist insofern von grosser Bedeutung, weil frei fliessende Stellen eruiert werden sollen. Denn das Medizinische Qi Gong ist vom Prinzip her immer eine Einladung ans System. Der Therapeut geht jeweils so weit, wie es das System auch zulässt. «Man kann es vergleichen mit dem Abhängen einer Jacke von einem Kleiderhaken. Ich hebe die Jacke zuerst nach oben in die freie Richtung, bis ich die Jacke zu mir nehmen kann. So verhält es sich auch mit dem Medizinischen Qi Gong. Ich bewege mich zuerst in die Richtungen, welche das System zulässt und befreie so die blockierte Energie in einem sanften Schritt-für-Schritt-Prozess», erklärt Jan Zwarthoed.
Durch dieses Vorgehen löst ein Therapeut beim Medizinischen QiGong nicht aktiv die Blockade, sondern hört auf das was da ist und folgt dem, was möglich ist. Das Trainieren der inneren, absichtslosen Haltung ist deshalb wichtig und hat in dieser Ausbildung einen hohen Stellenwert.
Wenn Emotionen plötzlich fliessen
Gleichzeitig ist es eine Schulung für die Wahrnehmung und das Bewusstsein der eigenen Dysbalancen. Diese in einer anderen Tiefe wahrnehmen zu dürfen und zu lösen, macht Therapierende wieder ein Stück freier sowie durchlässiger und noch verständnisvoller für das Gegenüber. «Wenn wir einem Patienten Übungen anbieten, welche ihn im Lösungs-Prozess der Blockaden unterstützen, darf etwas aus dem Unterbewusstsein bewusst werden», so Jan Zwarthoed. Häufig bewegt sich bei der Anwendung von Medizinischem Qi Gong auch sehr viel im emotional-seelischen Bereich. Dies ist bekannt als somatoemotionales Release-Phänomen. Davon ausgehend, dass seelische Traumata sich im Gewebe manifestieren können, werden Befreiungstechniken angewendet, welche die gefangenen, blockierten Strukturen wieder frei fliessen lassen.
Beim Lösen von solchen Gewebestrukturen kann es durchaus zu emotionalen Ausbrüchen kommen, welche im Unterricht Raum haben. In der Medizinischen-QiGong-Ausbildung der Biomedica Zürich wird aus diesem Grund zusätzlich auf das «Nei Gong» - die innere Arbeit – eingegangen, um die Patienten auch durch allfällige Stromschnellen hindurch professionell begleiten zu können. Mit einer abgeschlossenen TCM Ausbildung kann die Methode bei EMR /ASCA registriert werden. Die Ausbildung ist in drei Teile gegliedert mit der Option, danach die Vertiefung «Advanced med. QiGong» besuchen zu können.
Zum Dozenten
Jan Zwarthoed, Physiotherapeut FH, ist seit 1995 TCM-Therapeut, mit Weiterbildungen in Chengdu/China, Nepal, Deutschland und Frankreich. Nebst der fernöstlichen Medizin, absolvierte er Fortbildungen unter anderem in craniosacraler Osteopathie, Bioenergetik, Gestalttherapie und Psychosomatik. Jan Zwarthoed arbeitet in seiner eigenen Praxis, ist seit über 20 Jahren als Dozent tätig und seit 2004 Mitinhaber der Biomedica GmbH.