Ein Puls mit Qualitäten
In der Traditionellen Chinesischen Medizin ist das Tasten des Pulses ein wichtiger Bestandteil der Befundaufnahme. Neben dem Rhythmus werden weitere Qualitäten wie zum Beispiel das Volumen, die Spannung oder die Kraft überprüft. Die verschiedenen Pulscharakteristika liefern Hinweise, ob Ungleichgewichte, Stagnationen oder von aussen eingedrungene Pathogene Faktoren im Körper vorliegen. Ebenso können Rückschlüsse auf den Genesungsverlauf abgeleitet werden.
Die Pulsdiagnose ist eine der ältesten Formen der Befundaufnahme der Traditionellen Chinesischen Medizin. Die noch verfügbare Literatur reicht bis in die ersten Jahrhunderte nach Christus zurück. Heute werden, je nach Quelle, 27 bis 29 Pulsqualitäten benannt. Die Puls - Tastung wird bei den Handgelenken über der Arteria radialis, in der Regel mit drei Fingern, an drei Stellen in jeweils drei Tiefen ertastet. «Das ursprüngliche Pulssystem beinhaltete die Palpation an mehreren Körperstellen. Aufgrund verschiedener Einflüsse fokussierte man sich immer mehr auf das Handgelenk. Im alten China legte man zum Beispiel, bei Mitgliedern der kaiserlichen Familie, Wert auf Distanz. Um diese respektvoll zu wahren, durfte der Arzt die Handgelenke nur hinter vorgehaltenem Tuch berühren», erzählt der langjährige TCM-Therapeut und Dozent, Jan Zwarthoed.
Energetische Spiegelung der Organe
Der Puls bildet neben der Gesprächsanamnese, der Zunge und der visuellen Gesamtinspektion eine wichtige Basis zur exakten Symptomdifferenzierung nach der Traditionellen Chinesischen Medizin. Es ist ein Mikrosystem des Körpers und gibt mitunter Auskunft über den energetischen Zustand der Organe. Verschiedene Pulstaststellen stehen für einzelne Organe wie etwa den Magen, die Lunge oder das Herz. Die Pulsdiagnostik ist komplex und erfordert nebst Geduld auch viel Übung. Einhergehend mit dem regelmässigen Training ist ein gutes Verständnis der TCM-Pathologiemuster sowie der Erfahrungsaustausch mit Supervisoren und Dozenten wichtig. Mit guten Fertigkeiten kann man die Pulsdiagnose nutzen, um Annahmen aufgrund der Gesprächsanamnese zu überprüfen. Es ist ein wichtiges Instrument, um die Behandlung optimal auf den Zustand der Patienten abzustimmen.
Die Pulsdiagnostik gehört zur TCM-Grundausbildung und wird an der Biomedica Zürich in den TCM-Grundlagen-Kursen auf dem Weg zum «Naturheilpraktiker mit eidgenössischem Diplom in TCM» vermittelt. Im Rahmen der Methoden Akupunktur/Tuina, Chinesische Arzneimittel sowie im Praktikum, werden die Fertigkeiten vertieft und intensiv trainiert. «Auch wenn das Ertasten und Analysieren des Pulses zu Beginn den eigenen Puls in die Höhe schnellen lässt, ist am Ende des Studiums die Freude da, wenn man merkt, dass sich das Üben gelohnt hat und man sprichwörtlich ein tolles, präzises Instrument für die Praxis in den Fingern hat», so Jan Zwarthoed.
Zum Dozenten
Jan Zwarthoed, Physiotherapeut FH, ist seit 1995 TCM-Therapeut mit Weiterbildungen in Chengdu/China, Nepal, Deutschland und Frankreich. Nebst der fernöstlichen Medizin absolvierte er Fortbildungen unter anderem in craniosacraler Osteopathie, Bioenergetik, Gestalttherapie und Psychosomatik. Jan Zwarthoed arbeitet in seiner eigenen Praxis, ist seit über 20 Jahren als Dozent tätig und seit 2004 Mitinhaber der Biomedica GmbH.