Das Spiel von Yin und Yang
Das Prinzip von Yin und Yang ist die Grundlage der chinesischen Medizin. Es symbolisiert zwei Pole die sich gegensätzlich bedingen aber auch ergänzen.
Der Keim vom einen besteht auch im anderen und bedingt dadurch ein stetiges Überfliessen ineinander. Ob man das Universum, die Natur oder das System Mensch betrachtet - stets ist das Zusammenspiel zwischen Yin und Yang gegenwärtig.
Ebenso bei einer Krankheit: Ein gesundes System bemüht sich um Ausgleich und Balance. Entgleist es an einer Stelle, kann sich die Dysbalance durch Blockade oder Beschwerde äussern.Ziel dieser Sichtweise ist, den Ursprung der Entgleisung zu finden und einen Ausgleich zwischen den Energien wiederherzustellen.
Das YinYang-Symbol wird das «höchste Äussere (Taiji)» genannt. Das Schriftzeichen für Yang steht für die Sonnenseite des Berges, dasjenige für Yin, für die Schattenseite des Berges.
Die Symbole sind immer im Kontext zueinander (Pol und Gegenpol) zu verstehen. So bestehen zum Beispiel die Gegensätze Tag und Nacht. In diesem Fall ist der Tag das Yang, die Nacht das Yin. Das Yang ist das Aktive, das Yin ist das Passive. Yin ist materiell, Yang ist nicht-materiell (immateriell, flüchtig).
Das Eine enthält das Andere
So wie der Tag nicht stehen bleibt und die Nacht zu keiner Zeit stoppt, so ist es auch umgekehrt. Der Tag beinhaltet bereits die kommende Nacht und genauso liegt auch in der Nacht schon der kommende Tag. Ein Stillstand existiert nicht. So ist nichts absolut Yin und nichts ist absolut Yang. Das eine enthält immer einen Funken vom anderen (dargestellt durch den andersfarbigen Punkt im «Gegenüber»).
Mit dieser «Brille», kann das Leben und das Universum anders betrachtet und erlebt werden. Die Achtsamkeit im Alltag ist geschärft, die Wandlungsprozesse werden in ihrer Feinheit erkannt. Es ist nichts Unbekanntes, es ist die Natur mit einem geordneten System.
So kann eine Erkältung einfach als Erkältung hingenommen werden. Oder man nimmt wahr, dass Kälte das Immunsystem angegriffen hat, weil entweder das Immunsystem zu schwach oder die Kälte zu gross war. Vielleicht entwickelt sich weisser Schleim in der Nase (viel Yin) und dieser wandelt sich in gelben (Yang) Schleim um. Da ist ein energetischer Wandlungsprozess erkennbar. Ein Prozess, welcher uns hilft, Zusammenhänge zu verstehen und daraus für jede Situation die passende Heilmethode anwenden zu können. Im Erkältungsbeispiel würde man je nach Farbe und Beschaffenheit des Schleims, unterschiedliche Teemischungen empfehlen und differenzierte Akupunkturpunkte einsetzen.
Eine andere Sicht auf die Dinge einnehmen
Das, was mit Yin und Yang begonnen hat, entwickelt sich im Verlauf eines Studiums der Traditionellen Chinesischen Medizin immer mehr zu einem tiefen Verständnis der Zyklen, der Elemente, der Leitbahnen, Punkte und Organsysteme. Das Wissen um die physiologischen Zustände, die Krankheitsursachen und das Verständnis für das, was die Menschen in der Tiefe bewegt und belasten kann, sind Kernthemen eines guten Studiums und von aussergewöhnlichen Therapeutinnen und Therapeuten. Es mündet in solider Befragung, klarer Diagnose und in einer wohlwollenden, empathischen Haltung.
Warum nicht bewusst eine andere Sicht auf die Dinge einnehmen?
In diesem Sinne wünschen wir unseren frisch gestarteten sowie unseren treuen fortgeschrittenen Studierenden, allen Therapeutinnen und Therapeuten sowie den Patientinnen und Patienten viel Freude bei jedem Lebensschritt!