Flavia Giossi

Flavia Giossi ist ausgebildete Pflegefachfrau (AKP), Naturheilpraktikerin mit eidgenössischem Diplom in Homöopathie und seit 2000 arbeitet sie in eigener Praxis mit Schwerpunkt klassische Homöopathie in Chur. Seit 2008 unterrichtet sie an der Biomedica Zürich im Bereich der Medizinischen Grundlagen die Themen Differenzierte Pathologie, Schulmedizin in der Praxis und Differentialdiagnose/Red Flags sowie das Modul M4 «Arbeit als Therapeut:in» gemäss OdA AM beziehungsweise die sozialwissenschaftlichen Grundlagen (SG) gemäss OdA KT.

Wie kam es zu deiner heutigen Berufstätigkeit in der Naturheilkunde?

Es war eine lange Suche. Ursprünglich begann mein Weg bei der Post. Zuerst führten meine Grossmutter und dann auch mein Vater die lokale Poststelle in dem kleinen Bündner Dorf, wo ich aufgewachsen war. Es war damals die Idee, dass ich diese übernehmen sollte. Doch schon nach einem Jahr Ausbildung merkte ich, nicht den vorgespurten Weg meiner Familie gehen zu wollen. Es folgte ein Jahr Auslandaufenthalt in England. Dort reifte der Wunsch zur Berufswahl und kam mit der Klarheit zurück, Pflegefachfrau zu werden. So startete ich meine Ausbildung – damals hiess es noch Krankenschwester – in Chur. Das war mein erster Einblick in die Schulmedizin. Dieses Wissensfeld faszinierte mich und ich arbeitete noch 2 Jahre nach der Ausbildung im selben Spital. Und doch fühlte ich mich nicht am richtigen Ort. Es war eine Zeit, als man von der «Gallenblase in Zimmer 18» redete. Die Diagnose stand im Vordergrund und nicht der Mensch. Nach eineinhalb weiteren Jahren in einer anderen Institution für geistig behinderte Menschen fand ich mich in einer Krise wieder. Ich dachte damals, dass die Medizin und das Soziale nicht Meines waren, weil mir etwas Wichtiges fehlte. Ich begab mich auf die Suche und es folgten Arbeitsstellen in einem Genossenschaftsrestaurant sowie ein Sommer auf der Alp. Während dieser Zeit auf der Alp besuchte ich einem inneren Ruf folgend eine Berufsberaterin. Und ich erkannte: mein Weg ist die Medizin und das Soziale, aber mit einem anderen Ansatz. Nach zwei weiteren Jahren im Spital wagte ich den Schritt nach München, wo ich mit einer 3-jährigen Vollzeitausbildung zur Heilpraktikerin begann. Dort nahm ich erneut die Schulmedizinischen Grundlagen durch und habe weitere 1 ½ Jahre als Assistentin bei einem Heilpraktiker in München gearbeitet. Endlich hatte ich das Gefühl, im richtigen Beruf angekommen zu sein.

 

Wie führte dich dein Weg wieder in die Schweiz?

Ich stand damals wieder vor einer wichtigen Entscheidung: Bleibe ich in Deutschland oder gehe ich zurück in die Schweiz? In München gab es sehr viele Heilpraktiker:innen, somit auch viel Konkurrenz. Aber ich wusste auch, dass ich viel von dem Wissen und den erlernten Methoden in der Schweiz nicht ausüben durfte. Während der Ausbildung war mir die Homöopathie stets am nächsten gewesen. Ich entschloss mich letztendlich, in die Schweiz zurückzukehren, absolvierte die kantonale Heilpraktikerprüfung in Graubünden und eröffnete im Jahr 2000 meine eigene Praxis für Homöopathie. Diese führe ich nun schon seit über 20 Jahren und geniesse es sehr, dass ich für meine Patientinnen:innen Zeit habe, sie als ganzen Menschen erfassen kann und über die rein symptomatische Ebene hinaus behandeln darf. Vor 4 Jahren absolvierte ich den Nachweis zur Erlangung des Diploms: Naturheilpraktikerin mit eidgenössischem Diplom in Homöopathie.

 

Wie kam es zu deiner Tätigkeit bei der Biomedica Zürich?

Meine Schulmedizin-Wurzeln habe ich nie ganz abgelegt – im Gegenteil. Die Materie fasziniert mich genauso wie zu Beginn. Auch wenn sich der Blick darauf verändert hat. Während meiner Arbeit als Pflegefachfrau hatte ich oft die Verantwortung für die Lernenden und es hat mir sehr viel Freude bereitet, Wissen und Fertigkeiten weiterzugeben. Das wollte ich gerne weiterhin machen und habe mittels einer Blindbewerbung bei der Biomedica Zürich starten können. Nun bin ich schon rund 15 Jahre dabei und geniesse es, neben der Praxis ein weiteres Tätigkeitsfeld zu haben, welches mir viel Freude bereitet. Ich fühle mich an dieser Schule sehr wohl, habe ein grosses Vertrauensverhältnis zur Leitung und schätze die Freiheit, autonom arbeiten zu können. Es liegt mir sehr am Herzen, die Studierenden für die umfangreiche Materie der Schulmedizin zu begeistern und die Zusammenhänge aufzuzeigen, damit sie nicht nur einen Berg an Lernstoff sehen. Mit der Schulmedizin erhalten die Studierenden eine fundierte Basis, die ihnen für die Ausübung ihrer naturheilkundlichen Methode eine wichtige Sicherheit gibt. Zudem ist es von grossem Vorteil, die Sprache der Medizin zu verstehen um mit Fachpersonen kommunizieren zu können, wie auch um komplexe Begriffe für Patient:innen in verständlicher Sprache zum Ausdruck bringen zu können.

Der Kurs M4 / SG bereitet mir ebenfalls viel Freude. Es ist vom Inhalt her eine andere Thematik und die Gestaltung lässt viel Platz für kreative Methoden. Der Unterricht beinhaltet viel Selbsterfahrung, intensive Gruppenarbeiten und Ansätze zur Persönlichkeitsentwicklung. Ein wundervoller Inhalt, bei dem ich viel aus dem Leben und dem Praxisleben einbringen kann.

Der Weg und die Abzweigungen haben sich immer gelohnt und als gut erwiesen. Auch die lange Anreise von Chur nach Zürich. Weil einfach alles stimmig ist.

 

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